Modell der Schwartzkopff’schen Dampfzugmaschine von 1864

Dampfzugmaschinen waren im Vergleich zu Dampfschleppern, die ein relativ breites Einsatzspektrum besaßen, Einzweckmaschinen. Sie dienten ausschließlich zum Ziehen sehr schwerer Lasten und dem Transport von großen Gütermengen mit mehreren Anhängewagen auf befestigten Straßen. Die Dampfzugmaschine von Schwartzkopff aus dem Jahre 1864 ist technikgeschichtlich bedeutsam, da sie wohl die erste, völlig eigenständige Konstruktion eines einheimischen Herstellers war. Die Nutzlast lag bei max. 40 to, wenn vier Anhängewagen zum Einsatz kamen. Die Fahrgeschwindigkeit war sehr gering. Sie betrug 1 Meile pro Stunde (max. 3 Meilen pro Stunde). Zur Bedienung waren zwei Personen erforderlich, ein Fahrzeugführer und ein Heizer. Der Preis der Dampfzugmaschine lag bei 3500 Talern. Schwartzkopff war es mit dieser Maschine gelungen, alle Nachteile der damals vorherrschenden Bauweise bei diesen Selbstfahrern zu vermeiden. Üblich war in jener Zeit, diese Maschinen mit Lokomotivkesseln und aufgesattelter Dampfmaschine zu bauen.

Die Anzahl der gebauten Maschinen ist nicht bekannt. Sie dürfte sehr gering gewesen sein. Von zwei geringfügig unterschiedlichen Ausführungen liegen Abbildungen vor. Schwartzkopff hat den Bau dieser Maschinen nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Sie standen im unmittelbaren Wettbewerb mit den Pferdefuhrwerken der traditionellen Fuhrwerksunternehmen. Der Einsatz der Dampfzugmaschinen wurde von diesen Unternehmern mit allen erdenklichen Mitteln behindert. Die Zeit für deren Einsatz war noch nicht reif.

Die Informationssituation über die Vorbildmaschine war, das ist eine seltene Ausnahme, außerordentlich gut. In einem Bericht von E. Perels aus dem Jahr 1865 mit dem Titel „Die Fortschritte auf dem Gebiete des landwirthschaftlichen Maschinenwesens in den Jahren 1863 bis 1865“ sind alle relevanten Daten der Dampfzugmaschine aufgeführt. Der Bau des Modells war danach relativ einfach. Die wichtigsten Modelldaten sind:

Modellmaßstab:                       1 : 6

Modellaufbau:                           modular, bestehend aus 7 Baugruppen

Größe des Modells:                   Länge 1110 mm, Breite 470 mm, Höhe 590 mm

Gewicht:                                  ca. 400 N

Kessel:                                       Flammrohrkessel aus Kupfer, Inhalt ca. 3 Liter

Feuerung:                                 Gasfeuerung mit zwei Brennern

Kesseldruck:                             3 bar

Dampfmaschine:                       oszillierende Zweizylindermaschine mit Umsteuerventil

Besonderheiten:

Das Vorbild besaß eine außergewöhnliche Kesselkonstruktion. Auf dem liegenden Hauptkessel mit Feuerbüchse und vorgehenden Rauchrohren war separat ein großer, zylindrischer Dampfsammler befestigt. Beim Modell wurde diese Grundbauweise beibehalten. Anstelle der Feuerbüchse wurden wegen der Gasfeuerung zwei Flammrohre mit Quersiedern eingesetzt. Der gesamte Kessel besteht aus Kupfer. Er wurde nicht hart gelötet, sondern geschweißt.

Es besteht die Möglichkeit, in einem vorbildgetreuen Anhängewagen einen größeren Gasvorrat mitzuführen.